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    Comes in glorious black vinyl with an eyepopping cover screen printed by the one and only senor burns. And we'll throw in some stickers for you to spread the gschwister-love.

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1.
Bodega 03:28
2.
Game Song 03:12
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7.
Neue Stadt 03:49
8.
Gun Fever 05:11
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about

NEUE STADT – UND WAS FÜR EIN LAND?

von franz dobler

Als G.Rag & Die Landlergschwister beim Festival „25 Jahre Gutfeeling Records“, deren Basis sie mit den anderen Formationen um Mr. G.Rag alias Andreas Staebler bilden, an einem späten Nachmittag Ende Juni 2018 im Biergarten des Münchner Feierwerks loslegten, um eine heiße Nacht anzufeuern, stand ich zum ersten Mal im Rücken der Kapelle, genau hinter den beiden Schlagzeugern Doc Patcheko und Zelig. Endlich einmal im Zentrum des Orkans sozusagen.
Aus dieser mächtigen Doppel-Batterie schienen zwei Schlangen von Gschwistern herauszuwachsen, die in einem schlampigen Halbkreis eng neben- und hintereinander und sich gegenüber saßen: Was für ein schöner wilder und erst mal schier unübersichtlicher Haufen. Eine 16-köpfige Bande mit viel Blech und anderen Blasinstrumenten, die nicht nur alte und neue, sondern auch wilde und wehmütige Musik auf dem Kasten hat, nicht nur mit einer umwerfenden rohen Energie, sondern auch mit einem großen Herz aufspielt und nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Denken animiert.
Während ich mich mit ihrem fünften Album „Neue Stadt“ beschäftige, muss ich also zwangsläufig daran denken, dass wir in Bayern jetzt eine immer stärker werdende Rechtsfront im Kreuz haben, die alles schlägt, was einem an reaktionären bayerischen Tendenzen schon immer auf die Nerven gehen konnte. Oder wie es Gschwister-Klarinettistin Birgit Schmelz kürzlich im Zeit-Magazin formulierte, „es wird immer schlimmer“, womit sie auch „christsoziale Heimatfantasien“ meinte.
Dieses Thema hier reinzunehmen ist unvermeidlich, weil G.Rag & Die Landlergschwister einerseits eine zutiefst bayerische und kenntnisreich verwurzelte Band sind, sich andererseits um Reinhaltung von Tradition nichts scheren (weil es ihnen um eine lebendige Fortsetzung geht, die ihre persönlichen Erfahrungen von Punk bis Jazz einschließt) und dabei so international sind, wie man es sich fast nicht erträumen könnte. Von den diversen Wellen mit meist belanglosen Neue-Bayernheimat-Sounds seit über zehn Jahren meilenweit entfernt, stehen sie herausragend massiv für ein anderes Bayern, und während die nationalbavaristische Polit-Führung mit Begriffen wie „Asyltouristen“ auf mieseste Art Hetze und eine Grenzverdichtung betreibt, die nichts anderes als eine Mauer ergibt, bauen die Gschwister weiterhin Brücken in die halbe Welt.
Sie benötigen wie üblich nicht viel Text, um ihre Haltung klarzustellen – der Albumtitel ist symbolhaft und die wenigen Worte des natürlich nicht zufällig gewählten Titelsongs „Wir bauen eine neue Stadt“ von Palais Schaumburg, es sind nicht viel mehr als „Gibst du mir Steine, geb ich dir Sand“, haben heute eine neu aufgeladene, größere Bedeutung als damals 1981 – ihre Haltung spiegelt sich vor allem in der Musik selbst, in der Interpretation, im Style, in der Stückeauswahl. Ein Berg von Signalen: Mexican, Cumbia, Rocksteady, NoWave, Disco, Landler sowieso und viele „Roots“. Ebenfalls gegen kulturelle Reinheitsgebote ihre Vorliebe für Bastard-Begriffe, diesmal ist es ein „Surfer Zwiefacher“.
Sie düsen nicht wie Musiktouristen durch die Welt, sondern suchen Verbindungen und Verschwisterungen, und das in Zeit und Raum: Im Mexikanischen hört man das Echo der Einflüsse deutscher Auswanderer, die jamaikanischen Rocksteady-Ska-Rhythmen passen zum Marching-Bayern-Brass, ein moderner Klassiker vom LCD Soundsystem wird (wie zuvor schon Hits von Kraftwerk und DAF) in den Groove und Sound der Kapelle eingeschmolzen, nicht weil´s sein muss oder man es nötig hätte, damit anzugeben, sondern weil`s geht, wenn man`s dermaßen gut draufhat wie sie.
Man kann die funky dahinschwingenden New Orleans-Straßenkapellen assoziieren oder (Achtung, deutsche Geschichte, Baby!) das Sogenannte Linksradikale Blasorchester, und wenn einem der emphatische Free Jazz von Albert Ayler mit den aufblitzenden Kinder-, Kirchen-, Zirkus- und Folksongs einfällt, steht auch gleich der Säulenheilige der Gschwister dabei, Countrysänger Hank Williams, den sie auf jedem Album covern, jetzt „Mansion on the Hill“, trotz Megaphon-Verfremdung purer Soul und wieder betörend gesungen von Manu Rzytki (alias Relle Büst oder Parasyte Woman, was zur Erwähnung verführt, dass man mit den in vielen anderen Bands tätigen Gschwistern die Wege in die interessanteste Münchner Musikszene seit Jahrzehnten entdecken kann).
Wenn es auch nichts schadet, so muss man doch gar nichts wissen, um mit den Gschwistern abzugehen und mitzufühlen. Von ihnen kommen allgemein verständliche Aussagen zum Konzept: „Es muss entweder ins Bierzelt oder ins Wirtshaus passen“ und „wenn’s da nicht reinpasst, stimmt irgendwas nicht.“ Ein Wirtshaus, in dem sie spielen, kann nicht ganz schlecht sein, und eine neue Stadt könnte auch ein paar neue Wirtshäuser vertragen. Schilder mit der Aufschrift Auch Asyltouristen Welcome! wären ein gutes Zeichen. Sonst könnte es noch so weit kommen, dass spätere Generationen G.Rag & Die Landlergschwister hören und nicht glauben können, dass es in Bayern auch sowas Gutes gegeben hat.

credits

released December 7, 2018

neue stadt wurde an ein paar wochenenden im Jahre 2017 von g.rag und den landlergschwistern im herrlichen warngau aufgenommen. mixed at home & OPF by g.rag.

die landlergschwister sind: g.rag, doc patcheko, zelig, phippo, tuby tuesday, nini, alois, micha, crusty markus, birgit, corinna, trombone slowly, dunja, black rider, relle büst, tuba wastl, glupperl & glapperl

cover: doc patcheko
mastering/schnitt: duophonic

danke & prost
eure 'gschwister

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G.Rag & Die Landlergschwister Munich, Germany

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